Jedes Handwerk hat seine spezifischen Werkzeuge. Sie sind den Anforderungen der jeweiligen Arbeitsschritte angepasst, erleichtern einem diese und führen zu einem besseren Ergebnis. Auch in der Kürschnerei gibt es einige Werkzeuge, die in keiner Werkstatt fehlen sollten. Im Folgenden werden die – vor allem für kleine KürschnerInnenarbeiten zuhause – relevantesten kurz vorgestellt; genau Bedienungsanleitungen zu einigen dieser Werkzeuge gibt’s dann in gesonderten Beiträgen.
Kürschnermesser
Das Kürschnermesser unterscheidet sich in seiner Form von allen anderen Schneidewerkzeugen. Es handelt sich um einen Klingenhalter mit auswechselbarer Klinge aus Metall mit hochgebogenem Rücken und schmalem Auslauf, wodurch es gut in der Hand liegt.
Um Felle zu schneiden werden diese angehoben und mit dem Kürschnermesser auf der Lederseite durchtrennt. Nicht flachliegend schneiden, da man sonst Haare abtrennt. Auch niemals eine Schere zum Teilen verwenden, da diese auch die Haare mitabschneidet.
Dreikantnadel
Zum Handnähen von Leder werden Dreikantnadeln – auch Kürschnernadeln genannt – verwendet. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Nähnadeln besitzen sie eine dreieckige, scharf geschliffene Spitze.
Dadurch wird das Material nicht gedehnt, sondern zerschnitten, wodurch sich auch dickere Materialien nähen lassen. Bei älteren Stücken sollte man jedoch eine Nähnadel verwenden, um Schnitte zu vermeiden, die bei belasteten Materialien leicht zum Reißen neigen. Je nach Anforderung wählt man die Dicke der Dreikantnadel.
- 5er Nadel: für festes, schwer zu stechendes Material (div. Lammarten)
- 8er Nadel: mittlere Stärke (z.B. Persianer)
- 9er Nadel: für feinere Felle (z.B. Zobel, Nerz)
Kürschnermaschine
Die ersten Pelznähmaschinen, wie Kürschermaschinen auch bezeichnet werden, kamen Ende des 19. Jahrhunderts auf den Markt. Anders als klassische Nähmaschinen die einen Unterfaden und Oberfaden besitzen, sprich ein Zweifadensystem haben, nähen Kürschnermaschinen mit nur einem Faden. Dieses Einfadensystem erzeugt eine hochelastische, strapazierfähige Naht, die notfalls leicht aufgetrennt werden kann.
Bei der Pelznähmaschine liegen die zusammennähenden Teile nicht flach auf, sondern werden senkrecht zwischen zwei Transporttellern geführt. Dazu die Fellkanten mit der Fellseite nach innen aneinanderlegen, Haare einstreichen, durch die Teller führen und vernähen.
Nahtroller
Dieses Werkzeug wird verwendet, um die genähten Nähte auszurollen. Dadurch liegt die Naht flach und hebt sich nicht vom Körper oder einem anderen Untergrund ab.
Kleinere Strecken können auch mit dem Daumennagel oder einem dünnen Metalllineal ausgestrichen werden.
Kämme
In der Kürschnerei sind Kämme unverzichtbar. Es gibt sie in diversen Feinheiten und aus unterschiedlichen Materialien. Messingkämme kommen bei feinen Haaren zum Einsatz, Stahlkämme bei robusten Haaren und verfilzter Unterwolle.
Da Felle viele Arbeitsschritte durchlaufen bevor sie zu Pelz werden, können sich die Haare verlegen. Durch das Kämmen werden die Haare wieder gleichmäßig ausgerichtet. Des weiteren können Haare mitgenäht werden, wenn zwei Fellteile miteinander verbunden werden. Mit einem Kamm werden die in der Naht befindlichen Haare wieder freigelegt und die Naht somit verdeckt. Auch Haare die beim Schneiden der Felle abfallen können ausgekämmt werden.
Grotzenstecher
Als Grotzen wird die Fellmitte bezeichnet, die sich meist durch dunklere und längere Haare auszeichnet.
Mit dem Grotzenstecher wird von der Fell- auf die Lederseite gestochen, um dessen Lage am Leder zu markieren. Anhand der so entstehenden Linie kann das Fell symmetrisch auf der Lederseite bearbeitet werden, ohne dass sich auf der Fellseite später eine schiefe Optik ergibt. Statt eines Grotzenstechers kann auch ein Kopierrad mit spitzen Zacken verwendet werden.
Schablonen
Wenn zwei Fellteile miteinander verbunden werden sollen, kann in der Regel kein gerader Schnitt gemacht werden, da man dies sehen würde. Deshalb verwendet man in der Kürschnerei für viele Fellarten spezielle Schablonen, die der Haarstruktur und dem Körperbau des jeweiligen Tieres angepasst sind.
So werden Persianer etwa in Wellen oder Zacken miteinander verbunden, Nerze mit einem Spitz und Hamster in Bögen.
Scheren
Wie bei Schablonen gibt es auch bei Scheren für jede Anwendung eine spezielle. Mit Papierscheren, deren lange Schneide lange gerade Schnitte ermöglicht, werden Schnittmuster ausgeschnitten. Handscheren dienen zum Abschneiden der Fäden beim Nähen und zum Einschneiden von Ecken.
Einringscheren liegen meistens bei Nähmaschinen zum Fäden Abschneiden. Mit der Zackenschere können Verzierungen an Kanten gestaltet werden oder die Schnittkanten wenig fransender Stoffe vor dem Ausfransen geschützt werden. Die Zuschneideschere hat versetzt angeordnete Griffe und Schneideflächen, wodurch sie beim Zuschneiden gut aufliegt. Und mit der Lederschere lassen sich diverse Lederarten ideal schneiden.
Diverse Werkzeuge
Neben diesen – und vielen weiteren für die Kürschnerei spezifischen – Werkzeugen kommen auch viele zum Einsatz, die einem weitläufig bekannt sein dürften. Nähmaschinen, Stecknadeln, Nähnadeln und Fingerhüte bzw. –ringe, Schneiderwinkel, Lineale und Meterstäbe, um nur einige zu nennen, kommen auch bei der Pelzproduktion zum Einsatz.
Und wie eingangs erwähnt – detaillierte How to use-Anleitungen zu diesen Werkzeugen folgen…